ACO WSCC 2019

Ich fange den Bericht mal damit an, die obigen Abkürzungen aufzulösen:

ACO ist die Amateur Chess Organization mit Sitz in Deutschland, die keinerlei Verwandtschaft mit der FIDE hat und dies auch transparent mitteilt. Zielgruppe sind alle Schachspieler mit einer Wertungzahl von maximal 2400.

WSCC ist die World Senior Chess Championship, also die Amateur-Senioren-Schachweltmeisterschaft, an dem man teilnehmen darf, wenn man mindestens 50 Jahre alt ist. Aus obigen Ausführungen folgt natürlich, dass diese nicht so richtig offiziell, also mit Segen der FIDE ist. Aber da die sowas nicht anbietet, springen halt andere ein. Was die über 170 Spieler aus 20 Nationen (darunter Australien, Chile, Fidschi-Inseln, Kanada und einige mehr) gefreut hat.

Warum ich darüber schreibe? Nun ja, ich bin über 50, habe keine ELO (und somit weniger als 2400) und das Ganze fand auf Kreta statt, wo es im Oktober deutlich wärmer ist als in Luzern. Sprich: ich war dort. Als Teilnehmer.

Etwas genauer gesagt wurden die Spieler in sieben Gruppen (A-G) nach Stärke eingeteilt, G war dabei für diejenigen vorgesehen, die unter ELO 1200 liegen (oder eben gar keine haben), was auf 14 Personen zutraf. Also z.B. für mich. Unter diesen Voraussetzungen… was kann schief gehen?

Kurz: jede Menge.

Erst mal ist es nicht ganz einfach, den Spagat zwischen Ferien am Strand und einer WM zu schaffen. Man hat nämlich in 8 Tagen 9 Partien gespielt, auf ziemlich erheblichem Niveau, und da der Samstag immerhin spielfrei war, gab es am Mittwoch und Freitag Doppelrunden. Man konnte zwar dann jeweils eine der beiden Partien frei nehmen, was trotzdem einen halben Punkt brachte, aber warum sollte man, wenn man auch einen ganzen holen könnte?
Denn als leidlich guter Vereinsspieler an der “Resterampe”, da räumt man alles ab, oder?

Vielleicht. Unmöglich wäre es nicht gewesen. Würde man nicht irgendwann schachblind werden und wertvolle Punkte durch Anfänger-Patzer wegwerfen. Und abgesehen vom späteren Gruppensieger (und somit Weltmeister) ging es auch recht bunt zu bei den Ergebnissen. Der Primus dagegen, Alois Rochat aus der Schweiz, hatte am Schluss saubere 8,5 von 9, wobei der fehlende halbe Punkt aus einem der erwähnten Freispiele stammte.

Dahinter war von P2 (6,5 Punkte) bis P9 (4,5 Punkte) alles so offen, dass Kleinigkeiten den Ausschlag gaben. Und wie das so ist… mal verliert man, mal gewinnen die Anderen. Und das führte dann bei mir schliesslich zu P6 mit 5 Punkten, die auch 7 hätten sein können (oder eher müssen), wenn der Stress während des Turniers nicht für den einen oder anderen Aussetzer gesorgt hätte. Vor allem die Nachmittagsspiele der Doppelrunde hätte ich besser frei genommen, denn so bin ich in der Summe mit einer glatten Null rausgekommen. Hinterher ist man immer schlauer.

Und um das “erst mal” von weiter oben wieder aufzugreifen: es gab praktisch den ganzen Tag was zu essen. All inclusive! Noch schlimmer: ein Buffet, das auch nach 10 Tagen so abwechslungsreich war, dass man öfter zugegriffen hat als geplant. Was wohl meine Nachmittags-Nullnummern erklärt, denn im Fresskoma spielt es sich nicht gut.

Was nehme ich mit, ausser 2 Kilo Zusatzgewicht, leichter Sonnenbräune und diversen Partieformularen?

Dass es Spass gemacht hat, trotz des nicht ganz zufriedenstellenden Ergebnisses. Und dass Arbeit auf mich wartet, es beim nächsten Mal besser zu machen. Es ernster zu nehmen. Denn dass ich wieder dabei bin ist ziemlich sicher.

Hier noch ein paar Impressionen:
https://youtu.be/Rld6fMjF0KE



Andreas Buschhüter